top of page

53
FERNAND MELCHIOR




07.1925: Geburt in Beggen (L)
10.1942-11.1942: Aufenthalt im „Wehrertüchtigungslager Ansemburg“
10.1943-02.1944: Einberufung zum Reichsarbeitsdienst in Spital (AUT)
Ende April 1944: militärische Grundausbildung in Neuruppin bei Berlin (D) und Verlegung nach Skive (DNK)
07.1944: Abfahrt aus Luxemburg in einem der letzten Zwangsrekrutiertentransporte
12.1944-01.1945: Einsatz während der Ardennenoffensive im Norden Luxemburgs und in Belgien mit der deutschen „Panzer-Lehr-Division“
01.-05.1945: Gefangennahme durch die Amerikaner und Internierung in verschiedenen Kriegsgefangenenlagern in Frankreich
Den aneren Dag mueres (16.1.) si mer dunn bei Wicourt an engem Bësch a Stellung gaang. Mëttes gräift den Amerikaner mat ca. 60-100 Sherman Tanks un. Wéi mer sollte ugoen, gouf ech verwonnt. Granatsplitter an d’lénkst Been. An engem Haus op der Strooss Houffalize-Bastogne hunn ech mech du verstoppt bis d’Amerikaner koumen (5-6 Auer). […] Tëschent 5 a 6 Auer sinn dann dunn d’Amis komm. D’Kellerdier hunn se mam Fouss agestouss, eng Maschinnepistoul eragehal a gebrëllt: Let’s go. Come out fokken (fucking) Germans! Mer hunn hinnen du geäntwert se sollten net schéissen, well et wäre lauter Verwonnter am Keller. Du si se du mat enger Täscheluucht erofkomm.
Zitat Gefangennahme (Transkriptionsdatei 2023.041.020c und 2023.041.020d)

Work
Am 7. Juli 1925 wird Fernand Melchior in Beggen geboren. Als Schüler am Lycée des Garçons in Limpertsberg erlebt er den deutschen Überfall auf Luxemburg und die darauffolgende Naziherrschaft. Seine Schule wird von den Besatzern in „Goetheschule“ umbenannt. Vom 30. Oktober bis zum 16. November 1942 durchläuft er eine vormilitärische Ausbildung im „Wehrertüchtigungslager Ansemburg“.
Am 6. Oktober 1943 wird er zum Reichsarbeitsdienst (RAD) nach Spital in Österreich einberufen, wo er bis zum 14. Februar 1944 bleibt. Ende April 1944 folgt seine militärische Grundausbildung in Neuruppin bei Berlin, bevor er nach Skive in Dänemark versetzt wird. Nach einem kurzen Heimaturlaub in Luxemburg kehrt der 19-jährige Fernand am 28. Juli 1944 zu seiner Einheit zurück – aus Angst, seine Familie sonst in Gefahr zu bringen. Sechs Wochen später wird Luxemburg von amerikanischen Truppen befreit.
Im Oktober 1944 wird Fernand Melchior in Paderborn der „Panzer-Lehr-Division“ zugeteilt, die nach schweren Verlusten in der Normandie neu aufgestellt wird. Im Winter gerät Fernand Melchior in die letzte Großoffensive des Dritten Reiches im Westen – die Ardennenoffensive.
Im Dezember 1944 marschiert er durch den Norden Luxemburgs und gerät in der Region Bastogne (Belgien) in heftige Kämpfe mit den Amerikanern. Bei der Verteidigung von Houffalize, gerät er am 16. Januar 1945 in amerikanische Kriegsgefangenschaft. Bis zum 8. Mai 1945 wird er in mehreren amerikanischen Kriegsgefangenenlagern in Frankreich festgehalten.
Am 10. Mai 1945, zwei Tage nach der Kapitulation Nazideutschlands, betritt Fernand Melchior als freier Mann in Petingen wieder luxemburgischen Boden.
Am 19.September 1941 fotografiert Fernand heimlich den Abriss der
hauptstädtischen Synagoge durch die Nazis.
O.U. [= Ortsunterkunft] den 19.2.45
Sehr geehrter Herr Faber
​
Die Kompagnie muss Ihnen die Mitteilung machen, dass der Gefr. Fernand Melchior seit dem 16.1.45 bei den Kämpfen in
Belgien südl. Houffalize vermisst wird.
Es ist anzunehmen, dass Fernand in amerikanische Gefangenschaft geriet, als feindliche Panzer durchbrachen und Teile der Kompanie einschlossen.
Die Kompanie grüßt Sie u. hofft, dass Sie bald eine Nachricht erhalten werden.
Heil Hitler
Wicourt bei Houffalize (B) im April 1946: Fernand posiert für ein Erinnerungsfoto mit zwei zurückgelassenen deutschen
„Wirbelwind“-Flakpanzern neben dem Haus, wo in er in amerikanische Gefangenschaft geriet.

bottom of page
