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JULES JOST



1914: Geburt in Rümelingen
09.1940: Kaplan in Esch/Alzette
Herbst 1942: Deportation ins KZ Hinzert (D)
August 1943: Deportation ins KZ Dachau (D)
04.1945: Befreiung durch die Amerikaner

Die „Mutter Gottes“ gilt als die Schutzpatronin des Landes und der Stadt Luxemburg. Der Widerstand nutzt bei der Gegenpropaganda religiöse Motive, um den Luxemburgern Mut und Hoffnung zu machen. Hier soll die „Mutter Gottes“ das Land vor fremder Unterdrückung und fremden Leid bewahren.

Innenansicht des Konzentrationslagers Dachau kurz nach der Befreiung, Dachau, 3.5.1945.
Für den jungen katholischen Priesteranwärter Jules Jost ist klar: Mit der Besetzung Luxemburgs durch Deutschland ist nicht nur die Unabhängigkeit des Landes in Gefahr, sondern auch die christliche Religion. Tatsächlich versucht das NS-Regime, den bislang starken gesellschaftlichen und politischen Einfluss der katholischen Kirche in Luxemburg zu reduzieren. Es fürchtet, dass die Bevölkerung religiöse Handlungen und Traditionen als Ausdruck des Protestes nutzen würde. Jost beginnt verfolgten Menschen, unabhängig von ihrer politischen oder religiösen Zugehörigkeit, bei der Flucht nach Frankreich und Belgien zu helfen. Er druckt im August 1942 Streikaufrufe. Im Herbst 1942 wird er wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ verhaftet und über das KZ Hinzert im August 1943 ins KZ Dachau verschleppt. Als Priester geht es ihm im KZ vergleichsweise besser als anderen Häftlingen. Aber nicht jeder Priester, der in Dachau festgehalten wird, überlebt die Haft. Jost wird zu Schreibarbeiten herangezogen und schafft es im Laufe der Zeit, einen Posten in der „politischen Abteilung“ zu bekommen, die für das gesamte Registraturwesen (Aufnahme, Transport und Entlassung der Häftlinge) des KZs zuständig ist. Jost entgeht im Februar 1944 nur knapp dem Tod. Sein Name taucht nämlich auf einer Liste von „reichsfeindlichen Personen“ auf, von denen zahlreiche in Hinzert erschossen werden. Jost soll von Dachau nach Hinzert gebracht werden, doch ein Bombenangriff verzögert seinen Transport und er wird schließlich nach Dachau zurückgebracht. Ende April 1945 wird er dort durch amerikanische Truppen befreit.
Work
Vor uns stand – wir trauten kaum unseren Augen –
Prinz Félix. Staubig und todmüde, ergriffen und stolz, war er 19 Stunden lang ununterbrochen durchgefahren mit seinem Flügeladjutanten Paul Koch und wollte uns als Erster den Gruß und Dank der Heimat überbringen. In diesem Augenblick war alles Leid vergessen und wir waren froh und stolz, treu ausgeharrt zu haben und wieder freie Luxemburger zu sein.
Aussage von Jules Jost (Lëtzebuerger Sonndesblad 93), 1990, S. 33.
Hier kam ich am 13. August 1943 an. Schreie der SS, Schläge mit dem Gummiknüppel, wütendes Bellen der Polizeihunde, die darauf trainiert waren, zuzubeißen. Über dem Eingangstor des Lagers prangte das Motto Arbeit macht frei. Aussage von Jules Jost (Le Signe du Christ), S. 117-118.
Brief von Jules Jost an seine Familie. Wegen der Zensur und um seine Familie nicht zu beunruhigen, sagt er nicht die Wahrheit über seine Ankunft im KZ Dachau: „Nach guter Reise bin ich gut hier angekommen und bin jetzt äußerst zufrieden und überglücklich in meinem Los. Ich bin viel besser bestellt als vorher, seid also ohne Sorgen; ich erfahre nur
Entgegenkommen und Aufmerksamkeit.“ Dachau, 15.8.1943.

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